Sonderausstellung Kunstmuseum

Vom Wesen der NaturZwei Jahrhunderte empfundener Kunst. Die Sammlung Andreas Gerritzen

„Vom Wesen der Natur“ stellt eine bemerkenswerte Privatsammlung von gegenständlicher Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts, aber auch Einzelpositionen der Gegenwart vor. Das Hauptaugenmerk gilt der europäischen Landschaftsmalerei des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts sowie Höhepunkten der Stillleben-Malerei, in denen die Huldigung von Schönheit und das Wissen um Vergänglichkeit zu einem kontemplativen Moment zusammenfinden.

Carl Schuch Äpfel auf Weiß (Stillleben mit Wasserflasche und 7 Äpfeln) um 1885 52,5 x 73,5 cm Öl auf Leinwand Sammlung Andreas Gerritzen Foto: Helge Mundt, Hamburg
Carl Schuch, Äpfel auf Weiß (Stillleben mit Wasserflasche und 7 Äpfeln), um 1885, 52,5 x 73,5 cm, Öl auf Leinwand, Sammlung Andreas Gerritzen. Foto: Helge Mundt, Hamburg
Henk Helmantel, Stillleben mit Quitten, 2011, 47x70cm, Öl auf Hartfaserplatte, Sammlung Andreas Gerritzen, Foto: Helge Mundt, Hamburg.

Das Sammelgebiet von Andreas Gerritzen beginnt zu dem Zeitpunkt, zu dem fortschrittlich gesinnte Maler selbstbewusst die Vormachtstellung der Historienmalerei in Frage stellen, ihre Ateliers verlassen und die Natur unter freien Himmel studieren. Nicht das Erhabene und Dramatische, sondern gerade das Unspektakuläre rückt damit in den Fokus – damals ein unerhörtes Vorgehen. Verschiedene Witterungen und Lichtverhältnisse genau zu erfassen, um eine getreue Schilderung der Natur zu geben, darum geht es den Malern der Schule von Barbizon. Um 1830 wendet sich diese Gruppe von der klassisch-idealistischen Landschaft, wie sie die Akademien befürworten, ab und ersucht nun den unmittelbaren Natur-Eindruck festzuhalten. Camille Corot und Charles-François Daubigny – zwei ihrer Protagonisten – sind in der Ausstellung ebenso vertreten wie Max Liebermann, Carl Spitzweg oder Peter Burnitz, die den französischen Vorreitern ihre Referenz erweisen. Ähnlich wie die Düsseldorfer Maler Johann Wilhelm Schirmer oder Carl Friedrich Lessing tragen sie zur Selbst-Ermächtigung der Landschaftsmalerei bei, die dann in den Gemälden Camille Pissarros einen weiteren Höhepunkt finden.

Hans am Ende Winter um 1900 70 x 106,5 cm Öl auf Leinwand Sammlung Andreas Gerritzen Foto: Helge Mundt, Hamburg
Hans am Ende, Winter, um 1900, 70 x 106,5 cm, Öl auf Leinwand, Sammlung Andreas Gerritzen. Foto: Helge Mundt, Hamburg
Otto Modersohn Herbstmorgen am Moorkanal 1897 83 x 154 cm Öl auf Leinwand Sammlung Andreas Gerritzen Foto: Helge Mundt, Hamburg
Otto Modersohn, Herbstmorgen am Moorkanal, 1897, 83 x 154 cm, Öl auf Leinwand, Sammlung Andreas Gerritzen. Foto: Helge Mundt, Hamburg

Zwischen der getreuen Schilderung der erdig-klumpigen Moorlandschaft und einer grundsätzlichen Auseinandersetzung mit dem Charakter einer Landschaft changieren auch die Gemälde, die Otto Modersohn ab der Wende zum 20. Jahrhundert schafft. Gemeinsam mit den weiteren Malern der Künstlerkolonie Worpswede wie Hans am Ende oder Fritz Overbeck bilden seine Werke einen bedeutenden Schwerpunkt der Ausstellung. Den Worpsweder Gemälden, zu denen auch ein Werk Paula Modersohn-Beckers zählt, werden die figürlichen Plastiken von Gerhard Marcks, Joachim Karsch oder Ernst Barlach zur Seite gestellt. Wie auch ihr Künstlerkollege Edwin Scharff machten sie es sich zur Aufgabe, ein eindringliches Bild einer bestimmten Person zu entwerfen und doch zugleich eine allgemein gültige Vorstellung über das Mensch-Sein an sich zu geben.

Ernst Barlach Lesende Mönche III 1932 58 cm Bronze patiniert Sammlung Andreas Gerritzen Foto: Helge Mundt, Hamburg
Ernst Barlach, Lesende Mönche III, 1932, 58 cm, Bronze patiniert, Sammlung Andreas Gerritzen. Foto: Helge Mundt, Hamburg

Die herausragenden künstlerischen Zeugnisse der Naturwahrnehmung, wie sie die Ausstellung als Landschaftsbild, Stillleben, aber auch als Natur des Menschen in der figürlichen Plastik versammelt, erscheinen in der Zusammenschau als zwei Jahrhunderte empfundener Kunst. Die Natur behauptet sich dabei als Gegenüber, deren komplexes Wesen jeder Künstler, jede Künstlerin auf je eigene Weise stets aufs Neue durchdringen, ergründen, deuten und veranschaulichen muss.

Herbert Beck Landschaft am Tegernsee um 1997 46 x 72 cm Aquarell auf Bütten Sammlung Andreas Gerritzen Foto: Helge Mundt, Hamburg
Herbert Beck, Landschaft am Tegernsee, um 1997, 46 x 72 cm, Aquarell auf Bütten, Sammlung Andreas Gerritzen. Foto: Helge Mundt, Hamburg

Titelbild: Peder Mørk Mønsted, Frühling am Bachlauf bei Saeby, 1900, Öl auf Leinwand, Sammlung Andreas Gerritzen, Foto: Helge Mundt, Hamburg.


Eine Einführung zur Ausstellung mit dem Sammler Dr. Andreas Gerritzen

Publikation :

Leben mit Kunst: Die Sammlung Andreas Gerritzen

Hrsg.: Andreas Gerritzen

Mit Texten zu den Sammlungsbereichen, wie etwa zur Kunst von Otto Modersohn, Carl Schuch und Gerhard Marcks sowie zur Schule von Barbizon, der Entwicklung der europäischen Landschaftsmalerei und dem Stillleben.

Mit Beiträgen von Francesca Antonacci, Ulrike Arnold, Michael Beck, Dr. Stefan Borchardt, Dr. Martin Faass, prof. Dr. Erich Franz, Bertrand Freiesleben, Dr. Andreas Gerritzen, Dr. Martin Görlich, Katharina Groth, Dr. Dorothee Hansen, Dr. Arie Hartog, Josephine Hein, Henk Helmantel, Anne Knipping, Antje Modersohn, Rainer Noeres, Maximilian Verhas und Dr. Hendrike Warmt.

Einen Einblick in den Katalog erhalten Sie auf der Verlagsseite.

Gebundene Luxusausgabe
Frankfurt am Main, 2023, 440 Seiten mit über 200 Farbabbildungen und einem detaillierten Werkverzeichnis
€ 120,— zzgl. Versand

Gerne können Sie das Buch auch per Mail unter esm@neu-ulm.de bestellen.

Publikation :

Vom Wesen der Natur: Ausstellungsbroschüre

Broschiert
2023, 29 Seiten
€ 6,—

 


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