Edwin Scharff im Atelier an der "Hockenden" arbeitend
Ständige Sammlung :

Edwin scharff „Form muss alles werden“

Edwin Scharff (1887—1955) gehört neben Wilhelm Lehmbruck, Käthe Kollwitz, Ernst Barlach und Georg Kolbe zu den bedeutendsten deutschen Bildhauerinnen und Bildhauern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Das Foto zeigt die Ausstellung mit Kunstwerken von Edwin Scharff.
Blick in die Ständige Ausstellung Edwin Scharff. Foto: Edwin Scharff Museum, Nik Schölzel

Er beginnt als Maler, wendet sich jedoch bald der Bildhauerei zu. Er ist wie seine Zeit-genoss:innen, einer figürlichen Kunstauffassung verpflichtet, beruft sich auf eine klassisch geprägte Formensprache und strebt nach einem zeitgemäßen und doch allgemeingültigen Bild des Menschen. Schaffensstationen des gebürtigen Neu-Ulmers sind München, Berlin, Düsseldorf und Hamburg. Als „entartet“ verfemt, wird Edwin Scharff in den 1930er Jahren mit Ausstellungs- und Arbeitsverbot belegt. Er wird in der Nachkriegszeit rehabilitiert und lehrt und arbeitet bis zu seinem Tod 1955 in Hamburg.

Das Foto zeigt die Sitzbänke im Flur in der Ausstellung zu Edwin Scharff. Auf den Sitzbänken liegen zwei Tablets, das sind die Medienstationen mit weiteren Informationen zu Edwin Scharff und seiner Kunst. Rechts neben den Bänken sieht man einen Teil der Bilder von Edwin Scharff, die an der Wand hängen.
Die Medienstationen in der Ausstellung geben einen vertieften Einblick in das Werk von Edwin Scharff, © VG Bild-Kunst, Bonn für die Werke von Edwin Scharff. Foto: Edwin Scharff Museum, Nik Schölzel

Das Foto zeigt zwei Mädchen vor der Skulptur Die Hockende von Edwin Scharff. Sie sitzen auf dem Boden und nehmen an einem kreativen Angebot teil.
Kreativangebot anlässlich unseres Museumsfestes 2019, © VG Bild-Kunst, Bonn für die Werke von Edwin Scharff. Foto: Edwin Scharff Museum, Nik Schölzel

Die Ständige Sammlung des Museums zeigt Skulpturen, Bilder und Dokumente von Edwin Scharff und seinen Zeitgenoss:innen. Werke von Ernst Barlach, Käthe Kollwitz oder Wilhelm Lehmbruck ergänzen den Blick auf die Zeit und verdeutlichen im unmittelbaren Vergleich das Charakteristische der Kunst Edwin Scharffs.

Das Foto zeigt einen Raum in der Ausstellung zu Edwin Scharff. In diesem Raum gibt es Kunstwerke von Edwin Scharff und seinen Zeitgenossen. Das Foto zeigt vor allem Plastiken aus Bronze.
Blick in die Ausstellung zu Edwin Scharff: Links an der Wand das Relief „Ruth und Boas“ von Edwin Scharff, in der Mitte „Still allein“ von Gerhard Marcks, rechts vorne „Das Wiedersehen“ von Ernst Barlach, © VG Bild-Kunst, Bonn für die Werke von Edwin Scharff, Gerhard Marcks. Foto: Edwin Scharff Museum, Nik Schölzel
Das Foto zeigt das Denkmal der Pferde von Edwin Scharff, ein Kunstwerk aus Bronze. Das Pferd ist auf einen Steinsockel montiert. Dem Pferd fehlen die Hinterläufe und der rechte Vorderhuf.
Edwin Scharff, Denkmal der Pferde, 1925, Bronze, Nachlassgemeinschaft Edwin Scharff, © VG Bild-Kunst, Bonn. Foto: Edwin Scharff Museum

Pressematerial


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„Fliegende Hände“

Der in Neu-Ulm geborene Künstler Edwin Scharff (1887-1955) hat die Kinder unserer Museums-AG der St. Michael Schule Neu-Ulm inspiriert, selbst einmal bildhauerisch tätig zu werden. Entstanden ist ihr Film „Fliegende Hände“. Vorbild für das Video ist der Film „Schaffende Hände“ des Filmemmachers Dr. Hans Cürlis von 1927, in dem Edwin Scharff den Kopf seiner Frau, der Schauspielerin Helene Ritscher, in Ton modelliert. Der Kunsthistoriker und Kulturfilmregisseur Hans Cürlis drehte in den 1920er Jahren sowie nach dem Zweiten Weltkrieg insgesamt 87 kurze Filmporträts von Maler:innen und Bildhauer:innen bei der Arbeit, mit besonderem Blick auf ihre „schaffenden Hände“.

Publikation :

Edwin Scharff 1887—1955: „Form muss alles werden“

Edwin Scharff Form muss alles werden Katalog

Hrsg.: Helga Gutbrod, Edwin Scharff Museum Neu-Ulm
Köln 2012. 248 Seiten
€ 24,80

Biografie :EDWIN SCHARFF 1887—1955

1887
Edwin Scharff wird am 21. März in Neu-Ulm als das älteste von vier Kindern geboren. Sein Vater Franz Xaver Scharff ist Stadtsekretär. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratet er Emma Bäuerle, mit der er die Kinder Edwin, Oskar, Alfred und Gisela hat.

Edwin Scharff mit seinen drei Geschwistern, 1887
Edwin Scharff mit seinen Geschwistern Oskar, Alfred und Gisela, Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm

1902
Nach dem Realschulabschluss besucht Edwin Scharff die Königliche Kunstgewerbeschule in München.

Edwin Scharff in München in seinem Atelier, 1902. Er sitzt auf einem Sofa.
Edwin Scharff in seinem Münchner Atelier, 1902, Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Edwin Scharff Leierspieler, 1902
Edwin Scharff, Leierspieler, Tusche auf Karton, Nachlassgemeinschaft Edwin Scharff, © VG Bild-Kunst, Bonn

1904
Er studiert Malerei an der Münchner Königlichen Akademie der Bildenden Künste bei Gabriel von Hackl (1843–1926) und Ludwig von Herterich (1856–1932).

Scharff Selbstportrait mit Rahmen, 1904
Edwin Scharff, Selbstporträt mit Rahmen, 1904, Feder auf Papier, Nachlassgemeinschaft Edwin Scharff, © VG Bild-Kunst, Bonn
Edwin Scharff Hockender Männlicher Akt, 1904
Edwin Scharff, Hockender männlicher Akt, 1904, Tempera auf Pappe, Nachlassgemeinschaft Edwin Scharff, © VG Bild-Kunst, Bonn

1906-1908
Scharff wandert über die Alpen nach Italien und versucht sich an ersten plastischen Arbeiten, von denen jedoch keine erhalten sind. In der Alten Pinakothek in München fertigt Edwin Scharff Skizzen und Kopien nach Rubens, Tizian, Ribera und Dürer an. Er erhält das sogenannte Rom-Reisestipendium des bayerischen Staates und reist über Colmar nach Paris, Madrid, Toledo, Granada und Córdoba. Scharff reist weiter nach Orvieto, Florenz und Rom und fertigt dort Skizzen nach Michelangelos Fresken der Sixtinischen Kapelle an.

Edwin Scharff mit Otto Weil, 1907. Edwin Scharff sitzt rechts auf dem Foto. Man sieht im Hintergrund einer Landschaft. Otto Weil tippt sich mit der rechten Hand an den Hut.
Edwin Scharff und Otto Weil auf der Rast, 1907, Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Edwin Scharff Brücke von Toledo, 1906
Edwin Scharff, Brücke von Toledo, 1906, Tempera auf Leinwand, Nachlassgemeinschaft Edwin Scharff, © VG Bild-Kunst, Bonn

1909-1911
Edwin Scharff arbeitet als freier Künstler. Mit dem Radierzyklus „Träume“ erzielt er einen ersten Erfolg. Auch den plastischen Arbeiten widmet er sich erneut. Auch hiervon haben sich keine Arbeiten erhalten. Die Galerie Zimmermann richtet ihm eine erste Einzelausstellung aus. Edwin Scharff ist Gründungsmitglied der Künstlergruppe Sema, die eine wechselseitige Anregung der verschiedenen Künste anstrebt.

Edwin Scharff (rechts) mit Mutter und Schwester im Garten, 1909
Edwin Scharff mit seiner Mutter und Schwester im Garten, 1909, Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Edwin Scharff Alp, 1909
Edwin Scharff, Alp, Blatt 8 aus der Mappe „Träume“, 1909, Radierung, Städtische Sammlungen Neu-Ulm, © VG Bild-Kunst, Bonn

1912-1913
Scharff zieht nach Paris um und schließt Freundschaft mit dem bulgarischen Maler Jules Pascin (1885–1930). Zusammen reisen sie in die Bretagne. Er wendet sich endgültig der Bildhauerei zu, hier entstehen erste plastische Arbeiten in Ton. Edwin Scharff beteiligt sich an der Internationalen Ausstellung des Sonderbundes in Köln. Scharff kehrt im Juli nach München zurück. Dort stellt die Galerie Caspari seine Pariser Arbeiten aus. Er wird Gründungsmitglied der Neuen Münchner Secession.

Edwin Scharff in Paris, 1912. Der Künstler blickt in die Kamera und trägt einen Anzug und Hut. In der rechten Hand hält er eine Zigarette. Er steht an einem Fluss, hinter ihm sieht man Boote, die angelegt haben.
Edwin Scharff in Paris, 1912, Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Edwin Scharff Kleine Liegende, 1912
Edwin Scharff, Kleine Liegende, 1912, Bronze, Städtische Sammlungen Neu-Ulm, © VG Bild-Kunst, Bonn

1914
Im März stellt Scharff zwölf Gemälde, acht Zeichnungen und acht Radierungen in der „Neuen Galerie“ in Berlin in einer Gemeinschaftsausstellung aus. Er überlegt dauerhaft nach Berlin umzusiedeln. Doch dann bricht der Erste Weltkrieg aus.

Das Foto zeigt Edwin Scharff im Anzug. Er blickt nicht in die Kamera. Das Foto wurde 1914 in München aufgenommen.
Edwin Scharff in München, 1914, Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Edwin Scharff Junger Athlet, 1914
Edwin Scharff, Junger Athlet, 1914, Bronze, Depositum der Bayerischen Landesstiftung, © VG Bild-Kunst, Bonn. Foto: Edwin Scharff Museum, Nik Schölzel

1915-1917
Edwin Scharff wird zum Militärdienst einberufen. Er hat Kriegseinsätze in den Vogesen und in Rumänien. Seine Erlebnisse hält er in zahlreichen Skizzen fest. Im November erleidet er eine schwere Verwundung. Bis Oktober wird er im Lazarett behandelt, was ihm eine allmähliche Wiederaufnahme der künstlerischen Tätigkeit ermöglicht. Erste Gemälde und Porträtplastiken mit deutlich kubistischen Zügen entstehen.

Im Vordergrund sitzt Edwin Scharff als Soldat auf einem Stuhl. Im Hintergrund sitzen Kameraden von ihm. Das Foto wurde 1915 aufgenommen.
Edwin Scharff als Soldat mit seinen Kameraden, 1915, Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Edwin Scharff Liebespaar und Reiter, 1915
Edwin Scharff, Liebespaar und Reiter, 1915, Tempera auf Leinwand, Nachlassgemeinschaft Edwin Scharff, © VG Bild-Kunst, Bonn

1919
Wieder zurück in München, engagiert er sich während der Münchner Räterepublik im Künstlerrat. Edwin Scharff heiratet die Schauspielerin Helene Ritscher (1888–1964). Er wird Gründungsmitglied der Grafikvereinigung „Die Mappe“ und Scharff erhält vermehrt Porträtaufträge; seine Arbeiten werden von Museen angekauft. Eine Einzelausstellung in der Galerie Caspari zeigt ausschließlich plastische Arbeiten.

Edwin Scharff Selbstportrait, 1919
Edwin Scharff, Selbstporträt, 1919, Öl auf Leinwand, Nachlassgemeinschaft Edwin Scharff, © VG Bild-Kunst, Bonn
Edwin Scharff Pferd, 1919
Edwin Scharff, Pferd, 1919, Bronze, Nachlassgemeinschaft Edwin Scharff, © VG Bild-Kunst, Bonn. Foto: Edwin Scharff Museum, Nik Schölzel

1920
Es erscheint eine erste Monografie von Kurt Pfister zu Edwin Scharff in der Reihe „Junge Kunst“ des Verlages Klinckhartd & Biermann in Leipzig.

Edwin Scharff sitzt im Pelzmantel auf einem Stuhl und blickt seitlich in die Kamera. Das Foto wurde 1920 in München aufgenommen.
Edwin Scharff in München, 1920, Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Edwin Scharff Bildnis Heinrich Mann, 1920
Edwin Scharff, Bildnis Heinrich Mann, 1920, Bronze, Nachlassgemeinschaft Edwin Scharff, © VG Bild-Kunst, Bonn

1922
In diesem Jahr wird der Sohn Peter geboren. Einige Jahre später bekommt das Ehepaar noch die Tochter Tetta. Im September erhält Scharff vom Direktor des Kunstgewerbemuseums Berlin, Bruno Paul, den Ruf, die Atelierklasse für dekorative Plastik zu übernehmen.

Edwin Scharff steht in seinem Atelier München, 1922. Er trägt einen Kittel über seinen Anzug, um ihn herum stehen Figuren.
Edwin Scharff in seinem Münchner Atelier, 1922, Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Edwin Scharff Mutter mit Kind, 1923
Edwin Scharff, Mutter mit Kind, 1923, Bronze, Depositum der Bayerischen Landesstiftung, © VG Bild-Kunst, Bonn . Foto: Edwin Scharff Museum, Nik Schölzel

1923
Edwin Scharff siedelt nach Berlin über und übernimmt die Klasse für dekorative Plastik an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums. 1924 schließt sie sich mit der Akademischen Hochschule für die bildenden Künste zusammen und heißt nun Vereinigte Staatsschulen für freie und angewandte Kunst. Eine Einzelausstellung im Kronprinzenpalais stellt Edwin Scharffs Werke aus.

Edwin Scharff steht in seinem Berliner Atelier und blickt in die Kamera, 1923. Im Hintergrund steht die Plastik Der junge Athlet.
Edwin Scharff in seinem Berliner Atelier, 1923, Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Edwin Scharff Parze, 1923
Edwin Scharff, Parze, 1922-25, Marmor, Depositum der Bayerischen Landesstiftung, © VG Bild-Kunst, Bonn. Foto: Edwin Scharff Museum, Nik Schölzel

1926
Scharff beteiligt sich am Wettbewerb für ein Beethovendenkmal in Berlin, das aber nicht realisiert wird. Er arbeitet an einer Marmorbüste des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg für das Berliner Reichstagsgebäude. Auch eine Bronzefassung entsteht. Zugleich entwirft er für die Staatliche Porzellanmanufaktur Berlin Kleinplastiken. 1926 kauft er ein Bauernhaus in Kampen auf Sylt.

Edwin Scharff steht in seinem Atelier und arbeitet an der Hindenburgbüste. Er trägt einen Anzug und hält in der rechten Hand ein Werkzeug. Die Hindenburgbüste steht auf einem Sockel auf Augenhöhe von Scharff.
Edwin Scharff an der Hindenburgbüste arbeitend, 1926, Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Edwin Scharff Hindenburg
Edwin Scharff, Porträt des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, 1926, Bronze, Städtische Sammlungen Neu-Ulm, © VG Bild-Kunst, Bonn

1927
Edwin Scharff wird zum 2. Vorsitzenden des Deutschen Künstlerbundes und zum stellvertretenden Vorsitzenden des Villa Romana Vereins gewählt.

Das Foto zeigt Edwin Scharff in seinem Atelier 1927. Man sieht wie er an der Marmor-Skulptur Die Hockende meißelt. Links daneben steht eine kleine Version der Figur.
Edwin Scharff an der Hockenden arbeitend, 1927, Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Edwin Scharff Hockende 1927
Edwin Scharff, Hockende, 1927, Marmor, Staatliche Museen zu Berlin, © VG Bild-Kunst, Bonn. Foto: Edwin Scharff Museum, Nik Schölzel

1929
Scharff wird Vorstandsmitglied des Deutschen Künstlerbundes, dessen Signet Männer im Boot er entwirft.

Das Foto zeigt Edwin Scharff und wurde 1929 in Berlin aufgenommen. Er blickt in die Kamera und hat seinen rechten Arm auf einen Sockel abgelegt, auf dem einen Frauenbüste steht.
Edwin Scharff in seinem Atelier in Berlin, 1929, Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Edwin Scharff Torso der Kore 1929
Edwin Scharff, Torso der Kore, um 1929, Bronze, Nachlassgemeinschaft Edwin Scharff, © VG Bild-Kunst, Bonn. Foto: Edwin Scharff Museum, Nik Schölzel

1931-1932
Zusammen mit Karl Schmidt-Rottluff (1884–1976), Emil Nolde (1867–1956), Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938), Otto Dix (1891–1969), Ludwig Mies van der Rohe (1886–1969) u. a. wird er in die Preußische Akademie der Künste zu Berlin aufgenommen. Edwin Scharff gerät in den Fokus der Nationalsozialisten, die eine Verleumdungskampagne starten. Scharff wird zum Vorsitzenden des Villa Romana Vereins gewählt (bis 1934). Auf der Neu-Ulmer Donauinsel wird Scharffs Ehrenmals für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges eingeweiht.

Auf dem Foto lächelt Edwin Scharff in die Kamera. Er steht auf dem Schwal in Neu-Ulm, 1932. Auf dem Schwal steht Scharffs Ehrenmal für die gefallenen Soldaten im Krieg.
Edwin Scharff auf dem Schwal in Neu-Ulm, 1932, Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Edwin Scharff Ehrenmal Neu Ulm 1931
Edwin Scharff, Ehrenmal auf dem Neu-Ulmer Schwal, 1931/32, Kalkstein, Städtische Sammlungen Neu-Ulm, © VG Bild-Kunst, Bonn . Foto: Edwin Scharff Museum

1933-1939
Der preußische Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung verhängt im April eine Zwangsbeurlaubung über Scharff. Zum Schutz seiner jüdischen Ehefrau tritt er in die NSDAP ein. Im gleichen Jahr wird er an die Staatliche Kunstakademie Düsseldorf zwangsversetzt. Die NS-Ausstellung „Entartete Kunst“ in München zeigt drei Werke von Edwin Scharff. Insgesamt werden 48 seiner Arbeiten im Rahmen der nationalsozialistischen „Kunstsäuberungsaktionen“ konfisziert und er wird aufgefordert, das Lehramt niederzulegen. Es folgen der Ausschluss aus der NSDAP und die Versetzung in den Ruhestand.

Edwin Sharff mit seinem Hund Maexle 1937 im Garten. Edwin Scharff sitzt auf einem Stuhl und blickt in die Kamera. Sein Hund sitzt davor und lässt sich von Scharff streicheln.
Edwin Scharff mit Mäxle, 1937, Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Edwin Scharff Selbstportrait mit Reiterin 1937
Edwin Scharff, Selbstporträt mit Reiterin, 1939, Feder auf Bütten, Nachlassgemeinschaft Edwin Scharff, © VG Bild-Kunst, Bonn

1940
Scharff wird aus der Reichskammer der Bildenden Künste ausgeschlossen und erhält ein absolutes Arbeitsverbot.

Selbstportrait mit Pinsel 1940
Edwin Scharff, Selbstporträt mit Pinsel, 1940, Feder laviert auf Büttenpapier, Nachlassgemeinschaft Edwin Scharff, © VG Bild-Kunst, Bonn
Edwin Scharff Ruhende 1940
Edwin Scharff, Ruhende, 1940, Bronze, Nachlassgemeinschaft Edwin Scharff, © VG Bild-Kunst, Bonn

1943-1944
Bei einem Bombenangriff wird die Düsseldorfer Wohnung vollkommen zerstört, woraufhin Scharff einen Teil der Arbeiten in das (1973 abgerissene) Wasserschloss Haus Wohnung bei Nienborg in Westfalen auslagert. Sein Düsseldorfer Atelier im November wird kurz darauf während eines Bombenangriffs zerstört. Auch das neue Atelier wird im April 1944 zerstört. Scharff kann seine künstlerische Arbeit in der Sakristei der ausgebombten St. Vinzenz-Kirche in Düsseldorf fortsetzen.

Selbstportrait 1944
Edwin Scharff, Selbstporträt, 1944, Bleistift und Kohle laviert auf Bütten, Nachlassgemeinschaft Edwin Scharff, © VG Bild-Kunst, Bonn
Edwin Scharff Zug der Hirten nach Bethlehem 1944
Edwin Scharff, Zug der Hirten nach Bethlehem, 1945, Feder und Tuschpinsel, laviert, auf Bütten, Nachlassgemeinschaft Edwin Scharff, © VG Bild-Kunst, Bonn

1945
Auf das Stallgebäude von Wasserschloss Haus Wohnung, in dem Scharffs Skulpturen gelagert sind, wird ein Brandanschlag verübt, bei dem eine unbestimmte Anzahl von Arbeiten vernichtet wird. Er beginnt seine Arbeit an der Marienthaler Kirchentüre.

Das Foto zeigt Edwin Scharff mit einem Skizzenblock 1945. Er schaut konzentriert auf das Papier.
Edwin Scharff mit Skizzenblock, 1945, Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Edwin Scharff Portrait Emil Nolde 1945
Edwin Scharff, Porträt des Malers Emil Nolde, 1945, Bronze, Kunsthalle Hamburg, © VG Bild-Kunst, Bonn

1946-1947
Edwin Scharff erhält einen Ruf an die Kunstschule Hamburg. Der Kunstverein Hamburg veranstaltet ihm zu Ehren eine erste Retrospektivausstellung in der Galerie Bock.

Das Foto zeigt Edwin Scharff beim Nikolausfest 1947 mit seinen Schülerinnen und Schülern. Er sitzt am unteren Rand des Fotos, seine Schülerinnen und Schüler sitzen um ihn herum. Alle lachen.
Edwin Scharff mit seinen Studierenden beim Nikolausfest, 1947, Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Edwin Scharff Hirten von Bethlehem 1947
Edwin Scharff, Hirten von Bethlehem, 1946, Bronze, Städtische Sammlungen Neu-Ulm, © VG Bild-Kunst, Bonn. Foto: Edwin Scharff Museum, Nik Schölzel

1949
Scharff vollendet das Bronzeportal Credo für die heutige Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt des Karmeliterklosters Marienthal in Hamminkeln. Er wird Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, der Hamburger Freien Akademie der Künste und der Hamburgischen Secession.

Edwin Scharff sitzt auf einem Hocker in seinem Hamburger Atelier 1949. Er hat eine Pfeife im Mund und hält zwei Zeichnungen in den Händen. Im Hintergrund sieht man die Marienthaler Kirchentür, die Plastik Selene und weitere Kunstwerke.
Edwin Scharff in seinem Hamburger Atelier, 1949, Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Edwin Scharff Marienthaler Kirchentuer 1949
Edwin Scharff, Marienthaler Kirchentüre/ Das Credo, 1949, Bronze, Städtische Sammlungen Neu-Ulm, © VG Bild-Kunst, Bonn. Foto: Edwin Scharff Museum, Nik Schölzel

1950
Scharff beginnt seine Arbeiten zum Bronzerelief „Ruth und Boas“. Erste Entwürfe für ein Wahrzeichen für Hamburg (Männer im Boot) entstehen ebenfalls.

Edwin Scharff steht vor seinem Bauernhaus auf Sylt, 1950. In der rechten Hand hält er eine Pfeife, er trägt einen hellen Pullover und eine legere Hose. Im Hintergrund sieht man das Haus mit Reetdach.
Edwin Scharff vor seinem Bauernhaus in Kampen auf Sylt, 1950, Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Edwin Scharff Ruth und Boas 1950
Edwin Scharff, Ruth und Boas, 1950, Bronze, Depositum der Bayerischen Landesstiftung, © VG Bild-Kunst, Bonn. Foto: Edwin Scharff Museum, Nik Schölzel

1955
Er erhält eine Einladung zur Teilnahme an der documenta 1955. Edwin Scharff stirbt am 18. Mai 1955 und wird auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf beigesetzt.

Edwin Scharff steht in seinem Hamburger Atelier 1955. Er lehnt an einem Tisch auf dem auf einem Steinsockel die Plastik Hockende Frauen steht. In der rechten Hand hält er seine Pfeife. Er blickt nicht in die Kamera. Im Hintergrund sieht man die Figur der bekleideten Pandora.
Edwin Scharff in seinem Atelier in Hamburg, 1955, Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Edwin Scharffs Werk Männer im Boot von 1955 vor dem Rathaus in Neu-Ulm.
Edwin Scharff, Männer im Boot, 1952/69, Bronze, Städtische Sammlungen Neu-Ulm, © VG Bild-Kunst, Bonn. Foto: Edwin Scharff Museum