Ernst Geitlinger vor seinem Gemaelde "Nacht 1965"
Ständige Sammlung :

Ernst Geitlinger Gemälde & Arbeiten auf Papier

Ernst Geitlinger (1895—1972) gilt als zeitlebens experimentierfreudiger Maler und als ein Vorreiter der Konkreten Malerei in Deutschland. Die Werkauswahl der Ständigen Sammlung Geitlinger lässt nachvollziehen, wie sich der Künstler immer mehr vom Abbild entfernt, um sich schließlich einer reinen Farb-Formbeziehung zu widmen.

Das Foto zeigt Gemälde von Ernst Geitlinger im Museum.
Blick in die Ausstellung zu Ernst Geitlinger. Foto: Edwin Scharff Museum, Nik Schölzel

Geitlinger, ein gebürtiger Frankfurter, lebt viele Jahre in New York und kommt dann
für ein Kunststudium zurück nach Deutschland. In der Zeit des Nationalsozialismus gilt seine Kunst als „entartet“. Ernst Geitlinger ist Mitbegründer der „Neuen Gruppe“ München und vertritt Deutschland 1948 auf der Biennale in Venedig. Von 1952 bis 1965 ist er Professor für Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste München und wirkt hier als Identifikationsfigur für den experimentell-abstrakten Aufbruch nach 1945. Er stirbt 1972 in Seeshaupt am Starnberger See.

Ernst Geitlinger, Karussell, 1964
Ernst Geitlinger, Karussell, 1964, Acryl auf Leinwand
Erwachsene Besucherinnen und Besucher probieren in der Ausstellung die interaktive Station aus. Eine der Besucherinnen berührt dafür den Bildschirm einer Medienstation. Dort kann man zum Beispiel ein eigenes Kunstwerk aus Formen von Ernst Geitlinger erschaffen.
Interaktive Station in der Ausstellung zu Ernst Geitlinger. Foto: Edwin Scharff Museum, Nik Schölzel

Anders als bei Edwin Scharff, der in Neu-Ulm geboren wurde, gibt es bei Ernst Geitlinger keine biografischen Anknüpfungspunkte an Neu-Ulm. Seit den 1990er Jahren stellte die inzwischen aufgelöste Ernst Geitlinger-Gesellschaft, eine Vereinigung ehemaliger Schüler:innen, der Stadt Neu-Ulm einen großen Teil des Nachlasses zur Verfügung, der in den letzten Jahren durch Ankäufe ergänzt werden konnte. Aus Anlass der Wiedereröffnung 2018 nach dem Museumsumbau vermachten zudem die Nachfahren dem Museum ein bedeutendes Konglomerat an Arbeiten auf Papier.

Das Foto zeigt einen Teil der Ausstellung zu Ernst Geitlinger mit Arbeiten von seinen Schülern. An der Wand hängen links zwei Gemälde von Ernst Geitlinger, daneben zwei Arbeiten seines Schülers Klaus Staudt. Davor steht eine weiße lange Skulptur von Ben Muthofer, der auch ein Schüler war.
Blick in die Ausstellungsräume: An der Wand von links nach rechts, zwei Werke von Ernst Geitlinger sowie zwei Arbeiten seines Schülers Klaus Staudt; davor eine Skulptur von Ben Muthofer, ebenfalls ein Schüler Geitlingers. Foto: Edwin Scharff Museum, Nik Schölzel
Das Foto zeigt die Ausstellung zu Ernst Geitlinger mit einem Grafikschrank. In diesem befinden sich grafische Arbeiten von Geitlinger. Man darf die einzelnen Schubladen öffnen.
Blick in die Ausstellung zu Ernst Geitlinger. Foto: Edwin Scharff Museum, Nik Schölzel

Pressematerial


Digitales Angebot zur Ausstellung

Das „kleine Gelb“ von Ernst Geitlinger sucht seinen Platz! Wo es wohl hingehört? Gut, dass es Hilfe bei der Suche bekommt. Erdacht hat sich dieses Video Nicole Demel aus unserem Pädagogikteam.


Dem Geitlinger sein Hausmeister Fink

Hausmeister Fink kennt sich aus – und zwar mit dem Werk von Ernst Geitlinger. Mit einem Augenzwinkern erklärt er in diesem Video – am liebsten aber vor Ort im Museum -, wie er Geitlingers Kunst versteht.
Entwickelt und gespielt wird die Figur von Schauspielerin und Museumspädagogin Nicole Demel. Dem Hausmeister zur Seite steht dabei die Kunsthistorikerin Kristina Baumann, die ab und zu mit Fakten aushilft und für die (kunst-)historische Einordnung sorgt.

Dieser Trailer soll einen Einblick in die Schauspiel-Führung zu Ernst Geitlinger geben. Die Führung kann unter esm-buchungen@post.neu-ulm.de von Gruppen gebucht werden. Außerdem wird das Format auch immer wieder zu besonderen Anlässen (zum Beispiel dem jährlichen Museumsfest) angeboten werden.


Digitales Angebot für Kinder und ihre Familien

Wenn es draußen grau und ungemütlich ist, empfiehlt sich der Besuch einer Farbdusche, um auf wärmere Gedanken zu kommen. Das Monster geht dafür ins Edwin Scharff Museum in die Sammlung Ernst Geitlinger. Der Künstler beschäftigte sich nämlich in seiner Kunst intensiv mit der Beziehung von Farben und Formen.

Farben können Empfindungen und Erinnerungen hervorrufen. Manche Farben finden wir angenehm, manche dagegen als eher störend. Probiert es am besten selbst aus und besucht uns in der Farbdusche. Aber Achtung! Die Dusche könnte Nebenwirkungen haben, wie unser Monster im Video erfährt…!

Das Video hat sich Philipp Schneider aus unserem Pädagogikteam ausgedacht.

Publikation :

Ernst Geitlinger – Werksverzeichnis 1924—1974: Gemälde & Arbeiten auf Papier

Texte: Roswitha Nees
Hrsg.: Ernst Geitlinger Gesellschaft, München.
Saarbrücken 1991. 407 Seiten
€ 25,—

Biografie :ERNST GEITLINGER 1895—1972

1895
Ernst Geitlinger wird am 13. Februar in Frankfurt / Main geboren. Als er ein halbes Jahr alt ist, stirbt sein Vater, die Mutter heiratet 1899 dessen Cousin Ernst Bürgin. Die Familie lebt zeitweise in Italien und der Schweiz.

Das Foto zeigt Ernst Geitlinger 1895 als Kind auf einem für ihn von seinem Stiefvater Ernst Bürgin konstruierten Fahrrad. Das Foto ist eine Aufnahme in Sepia-Farben.
Ernst Geitlinger mit 3 Jahren auf einem für ihn von seinem Stiefvater Ernst Bürgin konstruierten Fahrrad. Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm

1913-22
Durch berufliche Veränderungen des Stiefvaters zieht die Familie nach New York. Ernst Geitlinger studiert an der Academy of Design und wird Mitarbeiter im Atelier des Bühnenbildners Winold Reiss. Geitlinger arbeitet als Theatermaler und unterrichtet nebenher als Zeichenlehrer. 1920 heiratet er Martha Katenkamp in New York (das Paar trennt sich 1935).

Das Foto zeigt Ernst Geitlinger (ganz rechts stehend) in der Malschule in New York mit seinen Studienkolleginnen und Studienkollegen in den 1920er Jahren.
Ernst Geitlinger (ganz rechts stehend) in der Malschule in New York, 1920er Jahre. Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Ernst Geitlinger Wäscheleinen New York 1924
Ernst Geitlinger, Wäscheleinen, New York, 1924, Kohle auf Papier, Städtische Sammlungen Neu-Ulm

1922-31
Ernst Geitlinger pendelt bis 1929 zwischen München und New York. Er wird Student in der Malklasse Karl Caspar an der Akademie der Bildenden Künste. Mit Unterbrechungen studiert er bis 1931.

Auf dem Foto sitzt Ernst Geitlinger in seinem Atelier in New York in den 1920er Jahren. Er blick lächelnd in die Kamera. In seiner linken Hand hält er mehrere Pinsel. Im Hintergrund sieht man ein Bild auf einer Staffelei.
Ernst Geitlinger in New York, 1920er Jahre. Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Ernst Geitlinger Portrait Ernst Buergin
Ernst Geitlinger, Portrait Ernst Bürgin, 1927, Öl auf Leinwand, Städtische Sammlungen Neu-Ulm

1932-45
Geitlinger lässt sich in München nieder. Er beteiligt sich an Ausstellungen beim Deutschen Künstlerbund und bei der „Neuen Münchner Sezession“. Bis 1934 ist er Mitglied der Gruppe der „Juryfreien“. Ernst Geitlinger ist begeisterter Anhänger der Schwabinger Künstlerfeste und arbeitet nebenher als deren Ausstatter. Ab 1933 gilt Geitlingers Kunst als „entartet“; er erhält Ausstellungsverbot.
Seine Emigrationsversuche scheitern, der Künstler zieht sich in die „innere Emigration“ zurück.

Das Foto zeigt Ernst Geitlinger in KemptenAllgäu um 1935. Er hält einen Skizzenblock in der Hand. Er blick nicht in die Kamera und blinzelt etwas, weil ihn die Sonne blendet.
Ernst Geitlinger in Kempten/Allgäu, um 1935. Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Ernst Geitlinger Radrennbahn 1938
Ernst Geitlinger, Radrennbahn, 1938, Öl auf Leinwand, Städtische Sammlungen Neu-Ulm

1935-1943
Ernst Geitlinger heiratet Marianne Isler. Ab 1942 lassen sie sich in Seeshaupt am Starnberger See nieder.

Marianne und Ernst Geitlinger sitzen zusammen auf einer Bank am See und blicken sich an. Das Foto wurde in Konstanz am Bodensee aufgenommen.
Marianne und Ernst Geitlinger in Konstanz. Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
_Ernst Geitlinger Im alten Kleid 1936
Ernst Geitlinger, Im alten Kleid, 1936, Öl auf Rupfen, Städtische Sammlungen Neu-Ulm

1942-45
Militärdienst. Ernst Geitlinger arbeitet als Dolmetscher in einem Gefangenenlager.

Ernst Geitlinger Selbstportrait 1940
Ernst Geitlinger, Selbstportrait, 1940, Öl auf Leinwand, Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Ernst Geitlinger Das Zeitungsgespenst 1943
Ernst Geitlinger, Das Zeitungsgespenst, 1943, Collage und Mischtechnik auf Papier, Städtische Sammlungen Neu-Ulm

1946
Geitlinger ist Mitbegründer der „Neuen Gruppe“ in München.

Ernst Geitlinger steht vor dem Lenbachhaus in München an einem Tisch und blickt nach unten auf seine Hände. Die Sonne scheint.
Ernst Geitlinger vor dem Lenbachhaus in München. Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Ernst Geitlinger Rosenmontag 1946
Ernst Geitlinger, Rosenmontag, 1946, Mischtechnik auf Leinwand, Städtische Sammlungen Neu-Ulm

1948
Beteiligung an der Biennale in Venedig.

Das Foto zeigt einen lachenden Ernst Geitlinger in München 1949. In den Händen hält er eine kleine Holzfigur des Bildhauers Ewald Mataré.
Ernst Geitlinger, München 1949. In den Händen hält der Künstler eine Figur des Bildhauers Ewald Mataré. Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Ernst Geitlinger Eckles Mann 1947
Ernst Geitlinger, Eckles Mann, 1947, Mischtechnik auf Papier, Städtische Sammlungen Neu-Ulm

1950
Ernst Geitlinger ist Gründungsmitglied des Deutschen Künstlerbundes.

Ernst Geitlinger sitzt an einem gedeckten Tisch im Garten seines Hauses in Seeshaupt. Er lächelt in die Kamera. Er trägt leichte Kleidung und einen Sommerhut. Die Sonne wirft Schatten.
Ernst Geitlinger im Garten seines Hauses in Seeshaupt. Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Ernst Geitlinger Karussell 1954
Ernst Geitlinger, Karussell, 1954, Öl auf Leinwand, Städtische Sammlungen Neu-Ulm

1950-65
Regelmäßige Beteiligung an der „Großen Münchner Kunstausstellung“ im Haus der Kunst.

Ernst Geitlinger steht vor seinem Gemälde "Nacht" von 1965. Er schaut nicht in die Kamera. Im Mund hat er seine Pfeife.
Ernst Geitlinger vor seinem Gemälde „Nacht“, 1965. Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Ernst Geitlinger Nacht 1961
Ernst Geitlinger, Nacht, 1961, Dispersion auf Rupfen, Städtische Sammlungen Neu-Ulm

1951
Er wird Mitglied der „Frankfurter und Darmstädter Sezession“. Geitlinger erhält eine Professur für Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste München und lehrt dort bis 1965.

Auf dem Foto sieht man Ernst Geitlinger zusammen mit drei Schülern in der Malklasse der Kunstakademie München 1964. Geitlinger nimmt Korrekturen vor und ist über eine Arbeit gebeugt.
Ernst Geitlinger bei der Korrektur in der Malklasse der Kunstakademie München, 1964. Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Ernst Geitlinger Feierabend eines Dienstmannes 1966
Ernst Geitlinger, Feierabend eines Dienstmannes, 1966, Acryl auf Leinwand, Städtische Sammlungen Neu-Ulm

Um 1958-62
Der Künstler experimentiert vermehrt mit unterschiedlichen Materialien wie Rinde, Holzlatten, Aluminiumplättchen, Silberfolie, Eternit (Faserzememnt) und Moltofill.

Ernst Geitliner steht in seinem Malkittel und lachend draußen vor seinem Atelier, 1962-63.
Ernst Geitliner vor seinem Atelier, 1962/63. Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Ernst Geitlinger Schwarz Weiss 1960
Ernst Geitlinger, Schwarz-Weiß, 1960, Holzstäbe, Acryl auf Holzplatte, Städtische Sammlungen Neu-Ulm

1965-72
Geitlinger gründet die Malschule „atelier geitlinger“ in München.

Ernst Geitlinger steht halb hinter seinem Gemälde "Weiss Blau Schwarz umgrenzt". Er schaut lächelnd in die Kamera.
Ernst Geitlinger mit seinem Gemälde „Weiß-Blau-Schwarz umgrenzt“ (1966). Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Ernst Geitlinger Grosses Schwarz kleines Gelb 1969
Ernst Geitlinger, Großes Schwarz – kleines Gelb, 1969, Dispersion auf Leinwand, Städtische Sammlungen Neu-Ulm

1972
Am 28. März stirbt Ernst Geitlinger in Seeshaupt.

Ernst Geitlinger steht in seinem Atelier. Die linke Hand hat er in die Hosentasche gesteckt. Er raucht eine Pfeife. Das Foto entstand 1971.
Ernst Geitlinger, 1971. Foto: Städtische Sammlungen Neu-Ulm
Ernst Geitlinger 1971
Ernst Geitlinger, Grau tritt zurück (Rot-Grau-Schwarz), 1971/72, Dispersion auf Leinwand, Städtische Sammlungen Neu-Ulm