Ernst Geitlinger – Gemälde & Arbeiten auf Papier
Ernst Geitlinger (1895—1972) gilt als zeitlebens experimentierfreudiger Maler und als ein Vorreiter der Konkreten Malerei in Deutschland. Die Werkauswahl der Ständigen Sammlung Geitlinger lässt nachvollziehen, wie sich der Künstler immer mehr vom Abbild entfernt, um sich schließlich einer reinen Farb-Formbeziehung zu widmen.
Geitlinger, ein gebürtiger Frankfurter, lebt viele Jahre in New York und kommt dann
für ein Kunststudium zurück nach Deutschland. In der Zeit des Nationalsozialismus gilt seine Kunst als „entartet“. Ernst Geitlinger ist Mitbegründer der „Neuen Gruppe“ München und vertritt Deutschland 1948 auf der Biennale in Venedig. Von 1952 bis 1965 ist er Professor für Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste München und wirkt hier als Identifikationsfigur für den experimentell-abstrakten Aufbruch nach 1945. Er stirbt 1972 in Seeshaupt am Starnberger See.
Anders als bei Edwin Scharff, der in Neu-Ulm geboren wurde, gibt es bei Ernst Geitlinger keine biografischen Anknüpfungspunkte an Neu-Ulm. Seit den 1990er Jahren stellte die inzwischen aufgelöste Ernst Geitlinger-Gesellschaft, eine Vereinigung ehemaliger Schüler:innen, der Stadt Neu-Ulm einen großen Teil des Nachlasses zur Verfügung, der in den letzten Jahren durch Ankäufe ergänzt werden konnte. Aus Anlass der Wiedereröffnung 2018 nach dem Museumsumbau vermachten zudem die Nachfahren dem Museum ein bedeutendes Konglomerat an Arbeiten auf Papier.
Digitales Angebot zur Ausstellung
Das „kleine Gelb“ von Ernst Geitlinger sucht seinen Platz! Wo es wohl hingehört? Gut, dass es Hilfe bei der Suche bekommt. Erdacht hat sich dieses Video Nicole Demel aus unserem Pädagogikteam.
Dem Geitlinger sein Hausmeister Fink
Hausmeister Fink kennt sich aus – und zwar mit dem Werk von Ernst Geitlinger. Mit einem Augenzwinkern erklärt er in diesem Video – am liebsten aber vor Ort im Museum -, wie er Geitlingers Kunst versteht.
Entwickelt und gespielt wird die Figur von Schauspielerin und Museumspädagogin Nicole Demel. Dem Hausmeister zur Seite steht dabei die Kunsthistorikerin Kristina Baumann, die ab und zu mit Fakten aushilft und für die (kunst-)historische Einordnung sorgt.
Dieser Trailer soll einen Einblick in die Schauspiel-Führung zu Ernst Geitlinger geben. Die Führung kann unter esm-buchungen@post.neu-ulm.de von Gruppen gebucht werden. Außerdem wird das Format auch immer wieder zu besonderen Anlässen (zum Beispiel dem jährlichen Museumsfest) angeboten werden.
Digitales Angebot für Kinder und ihre Familien
Wenn es draußen grau und ungemütlich ist, empfiehlt sich der Besuch einer Farbdusche, um auf wärmere Gedanken zu kommen. Das Monster geht dafür ins Edwin Scharff Museum in die Sammlung Ernst Geitlinger. Der Künstler beschäftigte sich nämlich in seiner Kunst intensiv mit der Beziehung von Farben und Formen.
Farben können Empfindungen und Erinnerungen hervorrufen. Manche Farben finden wir angenehm, manche dagegen als eher störend. Probiert es am besten selbst aus und besucht uns in der Farbdusche. Aber Achtung! Die Dusche könnte Nebenwirkungen haben, wie unser Monster im Video erfährt…!
Das Video hat sich Philipp Schneider aus unserem Pädagogikteam ausgedacht.
Ernst Geitlinger – Werksverzeichnis 1924—1974: Gemälde & Arbeiten auf Papier
Texte: Roswitha Nees
Hrsg.: Ernst Geitlinger Gesellschaft, München.
Saarbrücken 1991. 407 Seiten
€ 25,—
Biografie :ERNST GEITLINGER– 1895—1972
1895
Ernst Geitlinger wird am 13. Februar in Frankfurt / Main geboren. Als er ein halbes Jahr alt ist, stirbt sein Vater, die Mutter heiratet 1899 dessen Cousin Ernst Bürgin. Die Familie lebt zeitweise in Italien und der Schweiz.
1913-22
Durch berufliche Veränderungen des Stiefvaters zieht die Familie nach New York. Ernst Geitlinger studiert an der Academy of Design und wird Mitarbeiter im Atelier des Bühnenbildners Winold Reiss. Geitlinger arbeitet als Theatermaler und unterrichtet nebenher als Zeichenlehrer. 1920 heiratet er Martha Katenkamp in New York (das Paar trennt sich 1935).
1922-31
Ernst Geitlinger pendelt bis 1929 zwischen München und New York. Er wird Student in der Malklasse Karl Caspar an der Akademie der Bildenden Künste. Mit Unterbrechungen studiert er bis 1931.
1932-45
Geitlinger lässt sich in München nieder. Er beteiligt sich an Ausstellungen beim Deutschen Künstlerbund und bei der „Neuen Münchner Sezession“. Bis 1934 ist er Mitglied der Gruppe der „Juryfreien“. Ernst Geitlinger ist begeisterter Anhänger der Schwabinger Künstlerfeste und arbeitet nebenher als deren Ausstatter. Ab 1933 gilt Geitlingers Kunst als „entartet“; er erhält Ausstellungsverbot.
Seine Emigrationsversuche scheitern, der Künstler zieht sich in die „innere Emigration“ zurück.
1935-1943
Ernst Geitlinger heiratet Marianne Isler. Ab 1942 lassen sie sich in Seeshaupt am Starnberger See nieder.
1942-45
Militärdienst. Ernst Geitlinger arbeitet als Dolmetscher in einem Gefangenenlager.
1946
Geitlinger ist Mitbegründer der „Neuen Gruppe“ in München.
1948
Beteiligung an der Biennale in Venedig.
1950
Ernst Geitlinger ist Gründungsmitglied des Deutschen Künstlerbundes.
1950-65
Regelmäßige Beteiligung an der „Großen Münchner Kunstausstellung“ im Haus der Kunst.
1951
Er wird Mitglied der „Frankfurter und Darmstädter Sezession“. Geitlinger erhält eine Professur für Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste München und lehrt dort bis 1965.
Um 1958-62
Der Künstler experimentiert vermehrt mit unterschiedlichen Materialien wie Rinde, Holzlatten, Aluminiumplättchen, Silberfolie, Eternit (Faserzememnt) und Moltofill.
1965-72
Geitlinger gründet die Malschule „atelier geitlinger“ in München.
1972
Am 28. März stirbt Ernst Geitlinger in Seeshaupt.