Gemischtes Doppel – Die Molls und die Purrmanns: Zwei Künstlerpaare der Moderne
Die Künstlerpaare Margarete und Oskar Moll sowie Mathilde und Hans Purrmann haben Anfang des 20. Jahrhunderts entscheidende Momente in der Entwicklung der europäischen Avantgarde mitgeprägt. Schon kurz nach 1900 waren sie in Berlin Teil jener Bewegung, die dem deutschen Impressionismus nach und nach zu mehr Expressivität verhalf.
1908 gründeten sie in Paris gemeinsam die Académie Matisse, die bis 1911 bestand und zahlreiche Künstler:innen anzog. Der als Oberhaupt der „Fauves“ (wörtlich der „wilden Bestien“) titulierte Henri Matisse konnte hier seine Auffassung einer neuen Malerei weitergeben, in der die reine, ungebrochene Farbe dominiert und in leuchtenden Kontrasten flächig zueinander gesetzt wird.
„Feininger machte uns alsbald freundschaflicherweise mit den Malern des ‚Café du Dôme‘ bekannt, woraus dann eine große Freundschaft zwischen Purrmann und uns entstand.“ Marg Moll über das Kennenlernen in Paris 1908
Die enge Freundschaft der beiden Paare mit Henri Matisse und die vielen gegenseitigen Besuche vor dem ersten Weltkrieg — in Paris, Collioure, München und Berlin — prägten nicht nur das Werk der vier Künstlerinnen und Künstler, sondern beförderten, dass der französische Fauvismus schnell in Deutschland für Furore sorgen und von progressiven Künstler:innen rezipiert werden konnte.
Die Ausstellung des Museums Wiesbaden, die in Kooperation mit dem Edwin Scharff Museum entstand, stellt die vier Künstlerpersönlichkeiten erstmals zusammen vor und lässt sie in einen fruchtbaren Dialog treten. Dabei treten nicht nur ihre künstlerischen Gemeinsamkeiten und Eigenständigkeiten zu Tage. Zugleich wird anhand der beiden Künstlerehen auch das damalige gesellschaftliche Normengefüge und die darin waltenden, kaum zu überwindenden Geschlechterrollen veranschaulicht.
„Der stärkste der jungen französischen Maler Henri Matisse, mein bester Freund, gab mir Anregungen, die mir alle Zeit und Gedanken wegnehmen und mich in meiner Kraft förmlich umdrehen.“ Hans Purrmann, 1909
Mit rund 70 Werken gibt die Ausstellung einen Überblick über das Oeuvre der vier Künstlerinnen und Künstler. Zusätzlich verdeutlichen ausgewählte Arbeiten von Lovis Corinth, Max Liebermann oder Henri Matisse exemplarisch entscheidende Inspirationsquellen der beiden auf verschiedenen Ebenen miteinander verbundenen Paare.
Eine Ausstellung des Museums Wiesbaden in Kooperation mit dem Edwin Scharff Museum, Neu-Ulm
Titelbild: Hans Purrmann, Blick auf Collioure, 1911, Öl auf Leinwand, Privatbesitz, Foto: Hans Purrmann-Archiv, München. VG Bild-Kunst 2024
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