Sonderausstellung Kunstmuseum

Patricia ThomaSchöner betörender Schein

Wie wir uns kleiden, ist Ausdruck unserer Persönlichkeit. Kleidung und Mode kommen unserer Freude am Schmückenden und Schönen entgegen und erlauben uns in neue Identitäten zu schlüpfen. Um sehr besondere Kleider-Skulpturen und um ein komplexes Beziehungsnetz aus Verwandlung und Täuschung, aus privatem Handeln und globalem Miteinander, geht es in der Ausstellung „Schöner betörender Schein“.

Patricia Thoma, Brautkleid II (Brautkleid mit Nerzkragen), 2013, ca. 220 cm, Mülltüten, Nerz, Garn, Perlen. Foto: Barbara Antal
Patricia Thoma, Brautkleid II (Brautkleid mit Nerzkragen), 2013, ca. 220 cm, Mülltüten, Nerz, Garn, Perlen. Foto: Barbara Antal
Patricia Thoma, Brautkleid VI, 2013, ca. 220 cm, Mülltüten, Pailletten, Garn. Foto: Barbara Antal
Patricia Thoma, Brautkleid VI, 2013, ca. 220 cm, Mülltüten, Pailletten, Garn. Foto: Barbara Antal

Die Berliner Künstlerin, Illustratorin und Autorin Patricia Thoma lädt im Neu-Ulmer Museum zu einem Augenschmaus aus prächtigen Festtagskleidern, kostbaren Roben und opulenten Kronleuchtern.

Ihre Kunst, die märchenhaften Reichtum und prunkvolle Feste assoziieren lässt, entpuppt sich erst auf den dritten Blick als Täuschung: Die vermeintlich kunstvollen Gläser der farbigen Kronleuchter sind tatsächlich aufwendig verdrahtete Elemente aus PET-Flaschen. Die vorgeblichen Brautkleider bestehen aus feinst vernähten und bestickten Plastik- und Abfalltüten. Echt sind nur Pelze und Pailletten − und die glamouröse Erscheinung dieser Objekte.

Patricia Thoma, Blüten, 2014, Maße: variabel, Plastikflaschen (recycelt), Draht. Foto: Barbara Antal
Patricia Thoma, Blüten, 2014, Maße: variabel, Plastikflaschen (recycelt), Draht. Foto: Barbara Antal

Wie schafft man aus Abfällen, Massen- und Billigware etwas, das wie eine seltene Kostbarkeit anmutet? Patricia Thoma bezirzt und verwirrt: Brautkleider wie Mülltüten − beide sind zum einmaligen Gebrauch gedacht.

Das Foto zeigt ein helles Brautkleid aus Mülltüten, Garn, Pailletten undKaninchenfell an den Ärmeln und am Kragen.
Patricia Thoma, Brautkleid IV, 2013, ca. 220 cm, Mülltüten, Kaninchenfell, Garn, Pailetten. Foto: Barbara Antal

Es gehört zu den ältesten Kulturpraktiken, aus etwas Altem und wertlos Gewordenem etwas Neues zu schaffen. Dem Überfluss an Plastik- und Verpackungsmüll begegnet die Künstlerin auf ihren zahlreichen Reisen immer wieder.

Häufig im asiatischen Raum unterwegs, ist ihr aber auch die japanische Ästhetik des WabiSabi − die Schönheit im Abgenutzten und Vergänglichen zu suchen − vertraut. Auch Thomas Zeichnungen von gesammelten Plastikflaschen oder wild wuchernden Gebäuden in Slums beharren auf der Schönheit des Vorgefundenen. Das Papierhandwerk hat in Asien eine lange Tradition. In einem weiteren Werk-Zyklus greift Patricia Thoma jedoch nicht zu handgeschöpften Papieren, sondern zu weggeworfenen Zeitungen und lässt durch Ritzen, Schneiden, Perforieren, Verkleben und Bemalen außergewöhnliche Roben entstehen. Sind sie für uns wertlos oder wertvoll? Wie bewegen wir uns in einem solchen Kleid? Wie verändert es unsere Haltung? Wie häufig lässt es sich ausbessern, bis es zerschleißt?

Neben der verblüffenden Sinnlichkeit von Patricia Thomas „upcycling“, regt die Ausstellung an, über das menschliche Bedürfnis nach Schönheit, aber auch über unser eigenes Handeln zwischen Wertschätzung und Verschwendung nachzusinnen und die Arbeiten in Bezug auf ökologische wie sozioökonomische Verantwortung zu reflektieren.

Patricia Thoma, Marokkanisches Müllkleid, 2012, ca. 190 cm, Marokkanische Plastikverpackungen, Garn. Foto: Barbara Antal
Patricia Thoma, Marokkanisches Müllkleid, 2012, ca. 190 cm, Marokkanische Plastikverpackungen, Garn. Foto: Barbara Antal

„Schöner betörender Schein“ wendet sich gleichermaßen an Kunstinteressierte wie an Kinder und ihre Familien. Ein von Patricia Thoma konzipierter Werkraum lädt ein, das Material Papier zu erkunden und selbst kreativ zu werden.


Titelbild: Patricia Thoma, Kronleuchter IV, 2016, 85 x 55 x 65 cm, Plastikflaschen (recycelt), Draht. Foto: Barbara Antal


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