Sonderausstellung Kunstmuseum

Kampf um SichtbarkeitKünstlerinnen der Nationalgalerie vor 1919

Die Berliner Alte Nationalgalerie zu Gast in Neu-Ulm!

1919 konnten die ersten Frauen ihr reguläres Studium an der Berliner und an der Dresdner Kunstakademie aufnehmen. Ab diesem Jahr, in dem Frauen erstmals wählen durften, wurde ihnen damit endlich eine gleichberechtigte Teilhabe an einer akademischen Kunstausbildung ermöglicht. Erst die unumkehrbaren politischen Umwälzungen nach dem Ersten Weltkrieg hatten dies ermöglicht und damit den jahrelangen beharrlichen Protesten der Künstlerinnen schließlich zum Erfolg verholfen. Doch ungeachtet aller Widrigkeiten gab es schon zuvor zahlreiche erfolgreiche Künstlerinnen, von denen heute viele in Vergessenheit geraten sind.

Die Ausstellung „Kampf um Sichtbarkeit“, konzipiert von der Alten Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz und ebenda 2019 präsentiert, richtet ihren Blick auf jene Malerinnen und Bildhauerinnen, die es schon vor 1919 in die Kunstöffentlichkeit geschafft und deren Werke vor 1919 Eingang in die Sammlung der Nationalgalerie gefunden haben.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gelang noch einigen wenigen Frauen eine herausragende Karriere innerhalb des vorwiegend männlichen Kunstbetriebs. Doch verschärften sich ab der Jahrhundertmitte, im Konkurrenzverhältnis einer stetig wachsenden Künstlerschaft, die Restriktionen für Künstlerinnen. In ihrem „Kampf um Sichtbarkeit“ engagierten sich Frauen also hartnäckig in künstlerischen Vereinigungen, erkämpften sich Ausstellungsmöglichkeiten und zunehmend auch die Aufmerksamkeit wichtiger Förderer und errangen so prestigeträchtige Aufträge oder die Aufnahme in bedeutende Sammlungen.

Die Sonderausstellung umfasst rund 50 Gemälde und Skulpturen von über 30 Künstlerinnen aus 140 Schaffensjahren. Unter ihnen finden sich noch heute bekannte Persönlichkeiten der Moderne wie Paula Modersohn-Becker (1876—1907) oder Käthe Kollwitz (1867—1945) aber auch wieder neu zu entdeckende Künstlerinnen wie die herausragende Porträtmalerin Caroline Bardua (1781—1864) oder Dora Hitz (1856—1924), Hofmalerin am rumänischen Königshaus und Mitbegründerin der Berliner
Secession. Die Ausstellung stellt Ausnahmetalente wie Anna Dorothea Therbusch (1721—1782) vor, die sogar Aufnahme in die Académie Royale fand, oder Ambrosia Tønnesen (1859—1948), die Bildhauer-Pionierin Norwegens. Zu welcher Verve Künstlerinnen fähig waren, zeigen etwa die Gemälde der erfolgreichen Malerin Sabine Lepsius (1864—1942), die zugleich eine starke Stimme der Frauenbewegung war.

So unterschiedlich die künstlerischen Positionen sind, so sehr eint alle Werke ihre außerordentlich hohe Qualität. Die Ausstellung revidiert damit die viel zu lang geübte
Praxis, Künstlerinnen die ihnen gebührende Aufmerksamkeit vorzuenthalten. Sie versammelt bedeutende Arbeiten von Malerinnen und Bildhauerinnen, die einen wesentlichen Beitrag zum Kunstgeschehen ihrer Zeit leisteten.


„Kampf um Sichtbarkeit. Künstlerinnen der Nationalgalerie vor 1919“ ist eine Ausstellung der Alten Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, im Rahmen des Föderalen Programms der Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Publikation :

Kampf um Sichtbarkeit: Künstlerinnen der Nationalgalerie vor 1919

Hrsg.: Yvette Deseyve und Ralph Gleis
Berlin 2019. 224 Seiten
€ 24,90


Titelbild: Antonie Volkmar, Bildnis der Marianne Beschütz, verh. Perl (Ausschnitt), 1868, Öl auf Leinwand, 110 x 92 cm, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Klaus Göklen


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