Aussenräume - Innensichten – Projekte, Ideen und Fragen zum öffentlichen Raum
Museen bieten der Kunst einen geschützten Freiraum, aber im öffentlichen Raum gibt es ganz andere Anforderungen. Das hat Künstler:innen immer wieder beschäftigt. Im Neu- Ulmer Edwin Scharff Museum führt eine Ausstellung sechs unterschiedliche Sichtweisen dazu zusammen. Die ausgewählten Arbeiten von Max Erbacher, Oliver Gather, Gigo, Christian Hasucha, Uschi Huber und Dagmar Schmidt thematisieren das Geschehen im städtischen Umfeld. Sie fragen nach der Wahrnehmung des öffentlichen Raums, skizzieren Möglichkeiten für Skulpturen und Aktionen, dokumentieren und reflektieren in Gang gebrachte Ereignisse und wahrgenommene Situationen. Das Besondere: Alle beteiligten Künstler:innen waren bereits in Neu-Ulm aktiv. Ihre künstlerischen Streifzüge ermöglichten neue Blicke auf die vermeintlich vertraute Stadt, regten die Teilnehmer:innen zu offener Wahrnehmung an, zum Austausch über den Stadtraum und die dort vorhandene Kunst.
Max Erbacher hat sich mit Performances und überraschenden Interventionen im Stadtraum einen Namen gemacht. So inseriert er öffentlich rätselhafte Versprechen: „Heute bin ich Dein Freund“ – eine Aktion, die der Künstler für den Herbst als „Dein Freund in Neu-Ulm“ plant. Die Stadt erkundete Erbacher bereits im Sommer 2018 mit einem performativen Streifzug. Am Ende wusch er dem Publikum die Füße, im Brunnen des Heiner-Metzger-Platzes.
Ein genauer, offener Blick auf die Poesie des Alltags zeichnet die Kunst von Uschi Huber aus. Ihre Fotos, Bücher, Videos und Aktionen im öffentlichen Raum schaffen mit wenigen inszenatorischen Zutaten neue Verhältnisse, oft mit einer fein dosierten, lakonischen Prise Humor. So ließ sie etwa Straßenreinigungsmaschinen ein Ballett aufführen, das sie in detaillierten Skizzen vorher choreografiert hatte.
Street Art bildet den Hintergrund für Gigo. Während sich solche Aktivitäten normalerweise im Verborgenen abspielen, nutzt der Essener Künstler das öffentliche Gespräch, um seine Aktionen zu interaktiven Prozessen anwachsen zu lassen. Die Ausstellung dokumentiert seine auch in Neu-Ulm durchgeführte Aktion „Lesen Lernen“, eine Nachhilfe im Entziffern von Tags und Schriftzeichen, denen wir in unserem Umfeld immer wieder begegnen.
Dagmar Schmidt hat sich seit ihrem Kunst- und Architekturstudium immer mit dem offenen Raum beschäftigt. Mit ihrer viel beachteten Stadtraum-Installation „Grabungsstaedte“ aus dem Jahr 2002 wurde sie einem größeren Publikum bekannt. Nach ihrem Umzug nach Langenhagen/Hannover unterzog sie das dortige Stadtbild mit „Stitch View“ einer eingehenden Untersuchung: Sie stickte es nach.
Filmische Milieustudien, ortsspezifische Installationen und Interventionen: Oliver Gather beschäftigt sich mit dem menschlichen Miteinander. „Ich kaufe Ihr Auto!“: So steht es auf Visitenkarten, die Second-Hand-Autohändler hinter die Scheibenwischer klemmen. Für seine Car Spam Story (2012) hat er diese Massenprodukte gesammelt, modifiziert und irritierenderweise als Aquarell und Unikat gestaltet. Ähnliche Karten von Gather werden in Neu-Ulm wieder den Weg zurück an die Windschutzscheiben finden.
„Öffentliche Interventionen“: Die langjährige Werkreihe von Christian Hasucha umfasst knapp 80 größere Projekte und hat damit den Begriff für Kunst im öffentlichen Raum geprägt. Der Berliner Künstler zeigt in Neu-Ulm erstmals die begleitende Anzeigenserie, die diese spielerischen Einmischungen in das urbane Geschehen dokumentiert. Exemplarisch für seine Interventionen im Stadtraum steht die Videodokumentation von „Herr Individual geht“.
Ein Rahmenprogramm mit weiteren künstlerischen Streifzügen durch das vermeintlich vertraute Neu-Ulm begleitet die Ausstellung.
Die Ausstellung wurde im Auftrag des Edwin Scharff Museums von Dr. Johannes Stahl kuratiert.
KörperDialoge – Neue Perspektiven auf den Max-Platz in Neu-Ulm
Wie bewegen wir uns durch den öffentlichen Raum? Inwieweit beeinflusst unsere eigene körperliche Ausrichtung die Möglichkeit mit den uns umgebenden Objekten in Beziehung zu treten? Und was passiert eigentlich, wenn sich dieser Raum verändert? Gehende, stehende, sich zum Objekt formende oder auch beobachtende Menschen eröffnen neue Perspektiven auf körperliche Beziehungen zu unserer Umgebung und ihrer Architektur.
Im Video sehen Sie, wie unsere Museumsmitarbeiter:innen Rebecca D. Seiler als Regisseurin sowie Gernot Ladwein, Kirsten Spaeth-Mayer und Till Weinschenk als Performer:innen den Max-Platz in Neu-Ulm erforschen. Dieser wurde übrigens vom belgischen Künstler Jozef Legrand gestaltet.
„Raus aus dem Museum, rein in die Stadt” – Angebot für Schulen und Kindergärten
Mo—Fr 04.10.—14.10.22
Dauer: 2 Stunden
Termine individuell buchbar: esm-buchungen@post.neu-ulm.de
Wetterfeste Kleidung wird empfohlen.
Nach einem Rundgang durch die Ausstellung, gehen wir selbst auf Tour im Außenraum: Denn was ist dieser öffentliche Raum eigentlich? Sind das die Häuser, die Straßen, die Luft? Wie bewegen sich Menschen durch Neu-Ulm? Wir begeben uns auf die Suche nach der Kunst wie auch nach dem Unscheinbaren, entdecken dabei erstaunliche Farben und Formen. Humorvolle und herausfordernde Aktionskarten helfen uns, die Stadt für uns zu vereinnahmen.
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