Ausstellungsansicht "Zwischen Madonna und Mutter Courage". Foto: Edwin Scharff Museum, Nik Schölzel
Sonderausstellung Kunstmuseum

ZWISCHEN MADONNA UND MUTTER COURAGEZur Darstellung der Mutter in der Kunst von 1905 bis 1935

Die Darstellung der Mutter ist seit Jahrhunderten und in allen Kulturen eine zentrale Inspiration für künstlerische Gestaltungen. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, die von radikalen politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen geprägt waren, entstanden in Deutschland besonders vielseitige Darstellungen des Themas. Bis weit in das 20. Jahrhundert wirkten die übermächtigen ikonographischen Muster der Muttergottes mit dem Jesuskind.

Das Bild der Mutter zählt zu den ältesten und meist verbreiteten Motiven der Kunst. In ihm sammeln sich archetypische, mythologische und religiöse Vorstellungen von Mutterschaft, die seit dem 17. Jahrhundert auch vermehrt realistische Züge annehmen. Vor allem in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, die von radikalen politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen geprägt sind, entstehen in Deutschland auffallend vielseitige Darstellungen des Themas.

Mit rund 80 Gemälden, Grafiken und Skulpturen von mehr als 50 Künstlern und Künstlerinnen – darunter Arbeiten von Elfriede Lohse-Wächtler, Erich Heckel oder Christian Rohlfs – gibt die Ausstellung im Edwin Scharff Museum eine Vorstellung von der Breite des Motivspektrums in den Jahren zwischen 1905 und 1935. So steht neben der mystisch überhöhten Schilderung der Geburt bei Otto Dix die sozialkritische Darstellung eines George Grosz.

Die innige Verbindung zwischen Mutter und Kind wird – etwa von Paula Modersohn-Becker – lebensnah geschildert, aber auch vielfach im Bild der Madonna idealisiert und darüber hinaus in kosmische Zusammenhänge gesetzt. Gleichzeitig entwerfen Künstler wie Otto Müller oder Heinrich Richter -Berlin im Motiv der „Zigeunermadonna“ ein vitales Gegenbild zu bürgerlich geprägten Idealen. Die Interpretationen des Motivs changieren zwischen dem beherzten Pragmatismus einer Mutter Courage wie sie Heinrich Zille zu schildern weiß und den huldigenden Blicken auf die elementare, kreatürliche Einheit von Mutter und Kind.

Künstlerinnen wie Lea Grundig, Hannah Höch oder Jeanne Mammen zeigen dagegen ungeschönt die harten Lebensbedingungen von Arbeiterfamilien, veranschaulichen eindringlich frauenspezifische Themen wie eine ungewollte Schwangerschaft, oder verbildlichen angesichts des Weltkriegs den Wunsch der Mütter nach Schutz für ihre Kinder, wie es Käthe Kollwitz immer wieder getan hat. Sie sind es auch, die die eigene Rolle als Künstlerin und Mutter sowie den Spagat zwischen tradiertem Ideal und fordernder Wirklichkeit stets aufs Neue reflektieren.

Die im August Macke Haus Bonn konzipierte Ausstellung wurde in Neu-Ulm um zahlreiche Leihgaben erweitert und durch die großzügige Unterstützung von über 40 öffentlichen und privaten Sammlungen ermöglicht.

Eine Zusammenarbeit mit dem August Macke Haus, Bonn.


Titelfoto: Blick in die Ausstellung. Foto: Edwin Scharff Museum, Nik Schölzel