Blick in die Ausstellung "William Wauer". Foto: Edwin Scharff Museum, Nik Schölzel
Sonderausstellung Kunstmuseum

WILLIAM WAUERund der "Berliner Kubismus"

Das plastische Werk des Bildhauers, Malers, Theaterregisseurs, Filmemachers und Kunstpädagogen William Wauer (1866-1962) steht im Zentrum dieser Ausstellung. Ab 1916 tritt der Berliner Künstler in Herwarth Waldens legendärer Avantgarde-Galerie „Der Sturm“ an die Öffentlichkeit und gehört fortan auch zu den tragenden Mitarbeitern der gleichnamigen Kunstzeitschrift.

Seine Skulpturen zeichnen sich durch eine stringente, kantig-geometrische
Abstraktion aus und führen mit ihrer „rhythmisch gebändigten Dynamik“ (Wauer) zu
einer völlig neuen Ausdrucksform. Mit Wauers berühmtestem Werk, der Porträtbüste von Herwarth Walden, präsentiert die Ausstellung im Edwin Scharff Museum daher nicht nur einen Meilenstein der Porträtplastik, sondern zugleich eine Skulptur, die zum Inbegriff formaler Radikalität der deutschen Moderne wurde.

Ausgehend von Wauers zeichenhaften und kantigen Formschöpfungen untersucht die Ausstellung „William Wauer und der Berliner Kubismus“ die bislang wenig beachteten Einflüsse des Kubismus auf die Bildhauerei der späten Kaiserzeit und der Weimarer Republik. Das auf geometrische Grundformen reduzierte Formenvokabular des Kubismus wird gemeinhin auf französische Impulse, die insbesondere in der Malerei zutage
treten, zurückgeführt.
Die Ausstellung versammelt zahlreiche kubistische Tendenzen in der Berliner Bildhauerei, die sie unter der begrifflichen Neuschöpfung „Berliner Kubismus“ zusammenfasst.

Neben William Wauers OEuvre gehören dazu Werke des in Berlin geborenen Rudolf Belling ebenso wie des aus der Ukraine stammenden Bildhauers Alexander Archipenko, der in Paris als einer der Ersten die formalen Neuerungen des Kubismus aufgreift und damit seinen internationalen Erfolg begründet. Auch Edwin Scharff erfährt 1912/13 seine wesentlichen künstlerischen Einflüsse in Paris und entwickelt sich dort zu einem kubistischen Bildhauer.

Kubistische Tendenzen lassen sich darüber hinaus in Werken von Walter Gropius, Oswald Herzog, Johannes Itten, Georg Kolbe, Marg Moll, Emy Roeder, Richard Scheibe und anderen nachweisen. Die Exponate fügen sich zu einem spannenden Überblick über eine Stilbewegung, welche die „absolute Plastik“ zum Ziel hatte, eine vollplastische Entfaltung und Durchdringung von Flächen, Massen und Raum, die über die Naturnachahmung
hinausgeht.

Das Edwin Scharff Museum versammelt rund 60 exemplarische Werke, die durch zahlreiche Fotografien heute verschollener Plastiken ergänzt werden.


Eine Kooperation mit dem Georg Kolbe Museum Berlin.


Titelfoto: Blick in die Ausstellung „William Wauer und Berliner Kubismus“. Foto: Edwin Scharff Museum, Nik Schölzel