UND DAS WORT WAR Bild – Biblische Themen in der Grafik der Moderne
„Denn ein Künstler, der etwas erreichen will, muss mit seiner Kunst ringen wie Jacob mit dem Engel. Herr, ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“
Zu keiner Zeit haben sich so viele Künstler derart individuell mit dem „Buch der Bücher“ auseinandergesetzt wie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Künstler wie Barlach, Beckmann, Nolde oder Kubin geht es nicht mehr um eine Illustration der biblischen Geschichte. Sie vertreten keine kirchliche Lehrmeinung, sondern greifen heraus, was sie persönlich berührt. Fasziniert beschreiben sie den Mut und die Tatkraft der Frauen des Alten Testaments oder identifizieren sich in einer Zeit größter Verunsicherung mit den Figuren 6er Propheten – den geistigen Führern, Sehern und Mahnern. Geschichte, sondern der fragende, zweifelnde, auf Erlösung hoffende Mensch steht im Mittelpunkt eindringlich verknappter Holzschnitte oder nervös skizzierender Lithografien.
Insbesondere die expressionistischen Arbeiten erzielen dabei eine bisher nicht da gewesene Intensität und Ausdruckskraft. Angesichts der erschütternden Erfahrung eines Weltkrieges zeugt die Beschäftigung mit biblischen Themen von einer Huck Besinnung auf christliche Grundwerte und offenbart die Sehnsucht nach einer zutiefst humanistisch geprägten Gesellschaft.