Sonderausstellung Kunstmuseum

SCHEINBARUNSCHEINBAR - CHRISTIAN ROHLFS Die frühen Landschaften

Christian Rohlfs (1849-1938) farbintensive Gemälde gelten als Vorläufer des Expressionismus und waren für viele jüngere Künstlerinnen und Künstler ein wichtiger Ausgangspunkt. Gerade sein Alterswerk ist häufig ausgestellt worden, dem Publikum bekannt und gleichermaßen beliebt. Wenig vertraut ist hingegen Rohlfs Frühwerk, das vor allem in Weimar entsteht. Dort studiert er von 1870 an und wird von Lehrern der Großherzoglichen Kunstschule an den Realismus und die Landschaftsmalerei herangeführt. So schafft der Künstler zwischen 1880 und 1900 ein beeindruckendes Frühwerk, das weitgehend in sich geschlossen ist.

Die Ausstellung im Edwin Scharff Museum, die in Kooperation mit dem Ernst Barlach-Haus in Hamburg entstand,  wirft erstmals einen konzentrierten Blick auf die Anfänge des künstlerischen Werdegangs von Christian Rohlfs. Die meisten Bilder zeigen Weimar und Umgebung, Motive, die Rohlfs bei seinen Ausflügen vorfand. Es wird deutlich, dass Rohlfs bereits zu diesem Zeitpunkt meisterlich mit Farbe umgeht und er in der Lage ist, Eindrücke des Lichts und Eigenheiten der Jahreszeiten oder Witterung eindrucksvoll auf die Leinwand zu bannen. Fähigkeiten, die er nach 1900 dynamisch weiterentwickelt. So liefert die Ausstellung auch Erkenntnisse über das Verhältnis von Früh- und Spätwerk. 

Das Außergewöhnliche dieses Frühwerks ist, dass Rohlfs einfachste Motive wählt, die in den Augen seiner Zeitgenossen unscheinbar, ja banal er-scheinen: Matschige Feldwege, menschenleere Alleen, verschneite Wiesen, verfallene Bauern-höfe, aufgegebene Steinbrüche. Doch durch seine atemberaubende, unkonventionelle Malerei gelingt ihm mit diesen scheinbar unscheinbaren Landschaftsbeobachtungen große Kunst, die in Deutschland um 1890 einzigartig ist.