Mathilde Vollmoeller-Purrmann, Stillleben mit Äpfeln, Paris um 1907, Öl auf Leinwand, 31,5 x 39 cm, Stadt Speyer, Foto: Gerhard Kayser, Speyer
Sonderausstellung Kunstmuseum

„EIN FAMOSES TALENT"Mathilde Vollmoeller-Purrmann

Mit Mathilde Vollmoeller-Purrmann (1876 – 1943) rückt eine begabte Malerin in den Mittelpunkt einer Ausstellung, die ihre Künstlerinnenkarriere zugunsten von Ehe und Familie an der Seite des Malers Hans Purrmann zurückstellte. Dessen an den Pariser „Fauves“ orientierten, farbstarken Gemälde sind weithin bekannt. Die Ausstellung präsentiert die vielversprechenden Anfänge und den Werdegang einer Künstlerin, deren lichte Gemälde und Aquarelle eine Entdeckung wert sind. Sie wirft damit zugleich ein Schlaglicht auf ein exemplarisches Frauen- und Künstlerinnenleben in der Zeit um 1900.

Blick in die Ausstellung "Ein famoses Talent". Foto: Edwin Scharff Museum, Nik Schölzel
Blick in die Ausstellung "Ein famoses Talent". Foto: Edwin Scharff Museum, Nik Schölzel

Sie war eine Künstlerin der Avantgarde und in den Metropolen Berlin und Paris zu Hause: Mathilde Vollmoeller-Purrmann (1876 – 1943). Der musisch begabten Fabrikantentochter aus Stuttgart und langjährigen Brieffreundin von Rainer Maria Rilke bescheinigt der bekannte Porträtmaler Leo von König „ein famoses Talent“. In ihren frühen Berliner Jahren malt sie impressionistische, lichte Gemälde, die sich insbesondere dem Porträt, dem Stillleben oder der Landschaft widmen. Rasch zieht es die junge Malerin nach Paris und dort zur ‚Académie Matisse’, einer Künstlergruppe um Henri Matisse, der mit seinen leuchtenden Gemälden aus reinen Farben für Furore sorgt. Unter dessen Einfluss gewinnt das Kolorit ihrer Gemälde an Strahlkraft und Vitalität.

Mathilde Vollmoeller Foto, um 1900, © Hans Purrmann Archiv München
Mathilde Vollmoeller Foto, um 1900, © Hans Purrmann Archiv München

In Paris lernt Mathilde Vollmoeller Hans Purrmann kennen, den sie 1912 heiraten wird. Trotz erster Erfolge stellt sie fortan den eigenen künstlerischen Ehrgeiz hintan und widmet sich ihren Pflichten als Hausfrau und Mutter. Abgesehen von ausgedehnten Reisen lebt die Familie vorwiegend in Berlin oder in ihrem Sommersitz in Langenargen am Bodensee. Die Zeit des Nationalsozialismus überdauert das Paar in Florenz, wo Hans Purrmann die ehrenamtliche Leitung der ‚Villa Romana’ innehat.

Blick in die Ausstellung "Ein famoses Talent". Foto: Edwin Scharff Museum, Nik Schölzel
Blick in die Ausstellung "Ein famoses Talent". Foto: Edwin Scharff Museum, Nik Schölzel

Lange Zeit ging man davon aus, dass die Künstlerin nach ihrer Heirat das Malen gänzlich aufgegeben hat und dass ein Großteil ihres frühen Werkes zerstört worden sei. Eindrucksvoll beweist die Neu-Ulmer Ausstellung ihres erst 1999 wiederentdeckten Werkes, dass Mathilde Vollmoeller-Purrmann ein Leben lang künstlerisch tätig war. Zwar kehrt sie sich nach ihrer Heirat von der aufwendigen Ölmalerei ab und wird auch nicht mehr ausstellen. Doch widmet sie sich – insbesondere auf Reisen – dem Aquarell und schafft zahlreiche atmosphärische Blätter voller Transparenz und Leuchtkraft.

Der Werdegang von Mathilde Vollmoeller-Purrmann steht exemplarisch für eine ganze Generation von Künstlerinnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die über 70 ausgestellten Gemälde und Aquarelle bezeugen dabei eindrücklich, dass ihr künstlerisches Schaffen eine Wiederentdeckung wert ist.


Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Purrmann-Haus Speyer.
Wir danken dem Purrmann-Haus in Speyer, dem Hans Purrmann Archiv in München und privaten Leihgeber:innen für ihre Unterstützung.


Titelbild: Mathilde Vollmoeller-Purrmann, Stillleben mit Äpfeln, Paris um 1907, Öl auf Leinwand, 31,5 x 39 cm, Stadt Speyer, Foto: Gerhard Kayser, Speyer