Figur im Wandel – Karl Hartung. Plastiken, Skulpturen, Zeichnungen
Karl Hartung (1908 – 1967) ist einer der Wegbereiter abstrakter Skulptur in Deutschland. Anfangs an einer figürlichen, der Antike verpflichteten Kunst orientiert, führt er als einziger deutscher Bildhauer in der Zeit der Nazidiktatur sein Werk in die Abstraktion.
Bereits 1935 entsteht seine erste abstrakte Skulptur. Unbeirrt von der nationalsozialistischen Kunstdoktrin richtet Hartung seinen Blick auf das Ausland und entwickelt in der Auseinandersetzung mit Werken eines Henri Laurens, Hans (Jean) Arp und Henry Moore parallel zur europäischen Avantgarde seine eigene Formensprache.
Die Verbildlichung geistiger Prinzipien der Natur bildet dabei den Antrieb seines Schaffens. Ob Figuren, Tiere oder Pflanzen-ähnliches – Karl Hartung reduziert die Naturform auf das Wesentliche und steigert zugleich ihre Volumina. Mit dieser Hervorhebung plastischer Werte erschafft er prägnante, abstrahierte Formen, die etwas Gestalthaftes besitzen und die zugleich vollendete Plastik sind. Zusätzlich steigert der Bildhauer die skulpturale Intensität seiner Holzskulpturen und Bronzeplastiken durch eine aufwendig bearbeitete Oberfläche. Anfangs glänzend poliert oder nuancenreich patiniert weichen die gespannten, harmonisch fließenden und schwellenden Formen ab den 50er Jahren einer schrofferen Formfindung mit zerklüfteten, zerfurchten Oberflächen.
In der Nachkriegszeit avanciert Karl Hartung schnell zu einer zentralen Figur der wieder erstarkenden Kunstszene. 1951 wird er als Professor für Bildhauerei an die Hochschule für bildende Künste Berlin berufen, 1955 zum Vorsitzenden des wieder gegründeten Deutschen Künstlerbundes gewählt.
Die Ausstellung im Edwin Scharff Museum versammelt 70 Plastiken, Skulpturen und Zeichnungen aus allen Schaffensperioden Karl Hartungs und ermöglicht damit einen profunden Einblick in das Charakteristische seiner Kunst.