KÄTHE KOLLWITZ – Skulptur und Grafik
„Ich will wirken in dieser Zeit, in der die Menschen so ratlos und hilfsbedürftig sind.“
Käthe Kollwitz war die wohl bedeutendste deutsche Künstlerin ihrer Zeit (1867-1945). Ihre Werke streiten für ein menschliches Miteinander, thematisieren Mitleid und Empörung, Krieg, Tod, Abschied und immer wieder die Verbundenheit zwischen Mutter und Kind. Mit Käthe Kollwitz stellt das Edwin Scharff Museum nach der erfolgreichen Barlach Schau im Jahr 2000 eine weitere Künstlerin vor, die zurzeit Edwin Scharffs wirkte und Herausragendes schuf.
„Wenn ich noch einmal leben könnte, dann würde ich mich ausschließlich als Bildhauerin betätigen.“ Wie für ein Bildhauermuseum angemessen, steht insbesondere das plastische Werk der Kollwitz im Mittelpunkt der Ausstellung. Es wird mit den grafischen Arbeiten der Künstlerin verknüpft und im Dialog präsentiert, so dass motivische und thematische Bezüge deutlich werden. Verhältnismäßig spät, erst 1909, beginnt Käthe Kollwitz plastisch zu arbeiten. Die damals 42jährige ist zu dieser Zeit als Grafikerin bereits lange anerkannt, als Bildhauerin jedoch weitgehend Autodidaktin. Lediglich ein Studienaufenthalt in Paris 1904 hatte ihr die Grundlagen des plastischen Arbeitens nahegebracht. Käthe Kollwitz versucht in ihren Plastiken zu erzielen, was ihr bei Rodin imponierte, „das Vermögen, dem seelischen Gehalt die plastisch überzeugende, nur diesem Gehalt zugehörende Form zu finden“.
Die Ausstellung gibt einen vollständigen Überblick über ihr plastisches Werk, denn sie versammelt „wohl das erste Mal im süddeutschen Raum“ bis auf eine Ausnahme alle überlieferten, museal präsentierbaren plastischen Arbeiten der Kollwitz. Sie zeigt zudem das gesamte grafische Werk der Künstlerin. Sie reüssiert 1898 mit dem Zyklus „Ein Weberaufstand“, der für seine hohe Kunstfertigkeit gerühmt wird. Mit den Jahren findet sie zu einer vereinfachenden, konzentrierten Form von großer Ausdruckskraft.
Wie Ernst Barlach oder auch Edwin Scharff bleibt Käthe Kollwitz der figürlichen Kunst in einer Zeit verpflichtet, in der die Mehrzahl der Künstlerinnen und Künstler den Weg zur Abstraktion und zur Autonomie des Kunstwerks einschlägt. Kollwitz wertet Verständlichkeit als oberstes Gebot: „Kunst für den Betrachter braucht nicht flach zu sein. Sie wird ihm noch gefallen, auch wenn sie platt ist. Sicher aber wird ihm wahre Kunst gefallen, die einfach ist“.