Heinrich Zille – Chronist der Moderne. Zeichnungen, Photographie, Druckgraphik
Zille als Zeichner kennt jeder. Dass er auch ein herausragender Fotograf war, lässt sich in der Ausstellung entdecken. Er fotografierte, was er dann später mit Kohle, schwarzen und farbigen Kreiden und Aquarellfarben übertrug oder zur drucktechnischen Umsetzung radierte und lithographierte.
Seine „Live-Fotografie“, die die Realität des „dunklen Berlin“ sachlich dokumentiert, ist Ausgangspunkt seiner gesamten künstlerischen Arbeit.
Das Edwin Scharff Museum stellt mit rund 130 Arbeiten aus den Bereichen Fotografie, Zeichnung und Druckgraphik die Mehrfachbegabung des Künstlers heraus und gibt dadurch einen spannenden und lebendigen Überblick über sein Gesamtwerk.
Die Ausstellung stellt Zille als einen Künstler, der den Mutterwitz der „Berliner Schnauze“ in Bilder umzusetzen weiß und den Blick – humorvoll bis sezierend – auf menschliche „Schrullen“ und Schwächen lenkt, vor. In Fotografie wie Zeichnung fokussiert Zille engagiert soziale Missstände. „Vater Zille“, wie er liebevoll genannt wurde, steht den dargestellten Menschen nie distanziert gegenüber, stammt er doch selbst aus „proletarischen“ Verhältnissen. Die Ausstellung, die in dieser Zusammensetzung nur in Neu-Ulm zu sehen sein wird, zeigt beides – den unbekannten Fotografen und den einprägsamen Zeichner: In beiden künstlerischen Bereichen sensibel, sicher, knapp pointiert und mit dem ihm eigenen schnoddrigen Humor.