GEORG KOLBE UND SEINE LIEBE ZUM TANZ – Zwischen Anmut und Ekstase
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt sich in Deutschland eine neue Richtung in der Bildhauerei, die ganz auf den menschlichen Körper konzentriert ist. In ausdrucksstarken Aktplastiken entwerfen Künstler wie Georg Kolbe, Edwin Scharff oder Richard Scheibe ein ideales Menschenbild.
Georg Kolbe (1877 – 1947) ist in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts der bekannteste und erfolgreichste deutsche Bildhauer. Die natürliche Anmut seiner Figuren und ihre zarte Innerlichkeit machen seine Plastiken überaus beliebt. Kolbes Interesse gilt insbesondere dem bewegten Körper. Das Edwin Scharff Museum stellt den Bildhauer deshalb unter dem Aspekt seiner Liebe zum Tanz vor. Als „sehr begeisterter Anhänger des Tanzes, des tanzenden Körpers“ hat sich Kolbe selbst beschrieben.
Der Künstler ist nicht nur häufiger Gast bei Berliner Tanzdarbietungen, er sucht auch den Kontakt zu den Protagonisten des modernen Tanzes. So lädt er den berühmtesten Tänzer des 20. Jahrhunderts, den Russen Waslaw Nijinsky, in sein Atelier ein und nimmt ihn zum Vorbild für seine bekannte Plastik „Tänzer“. Die exaltierten, wirbelnden und wiegenden Bewegungen der Ausdruckstänzerinnen Charlotte Bara, Gret Palucca und vermutlich Vera Skoronel hält er in zahlreichen Tanzstudien fest. Sie inspirieren ihn zu Plastiken, deren Ausdrucksspektrum von meditativer Versunkenheit bis zu ungestümer Wildheit reicht. Über Kolbes persönlicher Leistung hinaus, beleuchtet die Ausstellung damit die bedeutende Entwicklung des modernen Tanzes, die sich im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts vollzieht.