Sonderausstellung Kunstmuseum

EDWIN SCHARFF - Die Weite seines HimmelsStationen und Weggefährten eines deutschen Künstlers der Moderne

Edwin Scharff ist einer der bedeutendsten deutschen Bildhauer der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Anlässlich seines 50. Todestages gibt das Edwin Scharff Museum eine umfassende Übersicht über seine Werke, darunter viele bisher noch nie ausgestellte Zeichnungen. Insbesondere aber konfrontiert die Ausstellung „Edwin Scharff – Die Weite seines Himmels“ Scharffs Bilder und Plastiken mit Arbeiten seiner Vorbilder, Zeitgenossen und Weggefährten und lotet so den Zeit-horizont, in dem sich der Künstler bewegt, aus. 

In Gegenüberstellungen mit Gemälden, Skulpturen und Grafiken von Oskar Kokoschka, Wilhelm Lehmbruck, Max Liebermann, Aristide Maillol, Marino Marini, Auguste Rodin und anderen lässt sich das Wirken des Künstlers nachvollziehen, dessen Leben durch zwei Weltkriege entscheidende Einschnitte erfährt.

Frühe Bilder des talentierten Akademiestudenten sind ebenso zu sehen wie die Grafiken der Gruppe SEMA, zu der Scharff neben Karl Caspar, Paul Klee, Alfred Kubin oder Egon Schiele 1911/12 gehört. Sie bildet kurze Zeit eine ernstzunehmende, skeptisch beäugte Konkurrenz zu dem sich fast zeitgleich konstituierenden „Blauen Reiter“. 

Scharffs anregende Zeit in Paris und sein bedeutender Beitrag zum Kubismus in Deutschland wird in der Gegenüberstellung mit Werken Maillols, Lehmbrucks und Alexander Archipenkos anschaulich. 

Das Charakteristische seiner Porträtkunst, die rasch gefragt ist, heben Bronzebildnisse von Lovis Corinth, Max Liebermann oder Emil Nolde hervor, die jeweils um Selbstbildnisse und Gemälde der Künstler ergänzt werden. 1920 hat sich der Künstler einen Namen gemacht. Von Heinrich Mann, mit dem er befreundet ist, fertigt er eine aussagestarke Büste, für Thomas Mann illustriert er die Erzählung „Tristan“. Die fünfte Grafikmappe des Bauhauses zeigt ihn, an der Seite von Max Beckmann, Ernst Ludwig Kirchner, George Grosz oder Alfred Kubin. 

1923 an die Berliner Akademie berufen, krönt 1927 der ehrenvolle Auftrag, eine Büste des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zu schaffen, Scharffs Laufbahn. 

In den Jahren des Nationalsozialismus wird Scharff an die Düsseldorfer Akademie zwangsversetzt, schließlich als „entarteter“ Künstler verfemt und mit absolutem Arbeitsverbot belegt. 

Die Ausstellung wirft ein Schlaglicht auf seine Zugehörigkeit zum weiteren Umkreis des Wuppertaler Mal Technikums von Dr. Kurt Herberts, das dieser zur Unterstützung verfemter Künstler errichtet. Arbeitsproben von Oskar Schlemmer und Willi Baumeister für das Farbenlabor geben eine Vorstellung wie Scharffs Arbeiten für Herberts ausgesehen haben mögen. 

Die Nachkriegszeit bringt für Edwin Scharff die Rehabilitation und eine Berufung an die Landeskunstschule Hamburg. In diese Jahre fällt auch seine Begegnung mit Marino Marini, der sich wie Scharff besonders mit dem Thema „Pferd und Reiter“ auseinandersetzt, dieses jedoch, wie die Gegenüberstellung zeigt, sehr unterschiedlich bewertet. Als Wertschätzung seines Beitrages zur deutschen Plastik ist in Scharffs Todesjahr seine Beteiligung an der Documenta I 1955 in Kassel zu sehen. Die Ausstellung konfrontiert das Werk des vielfachen Biennale-Teilnehmers mit weiteren Documenta-Arbeiten von Gerhard Marcks, Karl Hartung, Bernhard Heiliger oder Hans Arp und schließt so mit einem Ausblick auf die Entwicklung der Plastik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.